St.-Andreaskirche zu Antwerpen
Das Bild des Heiligen Petrus
Statue in weißem Marmor, Artus I. Ouellinus, 1658 – Epitaph von Peter Saboth
Wenn die Barockkunst auch leicht mit theatralischen, gestikulierenden Figuren assoziiert wird, so weiß sie doch mehr als jede andere Kunstströmung Figuren in Szene zu setzen, die ihre Gefühle auf eine erhabene und maßvolle Art ausdrücken. So auch die Petrusfigur von Bildhauer Artus I. Ouellinus (1609-1668). Als Schutzheiliger schmückte er das Denkmal des Kanonikers Peter Saboth († 1658), bestimmt für die erste nördliche Säule des Mittelschiffs, wo er als erster einer traditionellen Apostelreihe auf den damals 12 noch leeren Säulen des Mittelschiffs gedacht war. Aus Mangel an (oder Interesse der) anderen betuchten Verstorbenen stand Petrus dort auf seinem hohen Sockel allein und wurde später nach unten gebracht. Der Hahn zu Petrus Füßen erinnert an die Prophezeiung, die Jesus ihm vor seiner Gefangennahme gemacht hatte: „Wahrlich, ich sage dir, dass du in dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, mich dreimal verleugnen wirst“ (Mt. 26:34). So geschah es, und unmittelbar nach dem Krähen des Hahns und beim Anblick von Jesus „gedachte Petrus des Wortes Jesu“, tat es ihm Leid, und er „weinte bitterlich“ (Mt. 26:75) – so lautet auch das lateinische Chronogramm auf dem Sockel: „Petro, reCorDantl Verbl, et aMare fLentl“. Das Gesicht von Petrus zeigt psychologisch eindrucksvoll den Verdruss beim inneren Ringen mit den Gewissensbissen aufgrund des Verleugnens seines geliebten Lehrmeisters Jesus. Nur um sich selbst zu retten, wagte es ein Mensch, sogar seine besten Freunde zu verraten. Selbsterhaltung gegenüber Freundschaft: ein ewiger Kampf. Um für diesen Glauben an Jesus aufzukommen, ist Petrus schließlich dazu bereit, selbst den Kreuztod zu sterben, deshalb traditionell das umgedrehte Kreuz neben ihm.
Aufgrund seiner außergewöhnlichen Pracht und Ausdrucksstärke wurde die Skulptur von der französischen Regierung für eine museale Bestimmung beschlagnahmt, aber nach dem Konkordat mit Napoleon kehrte das barocke Meisterwerk 1803 zurück.